Trust in the Things you love.
Ein Gespräch mit Roy Eefting über seine letzten Weltmeisterschaften, Madison- Ambitionen und Eisschnellauf
Auch 2023 werden die Maloja Pushbikers wieder ein UCI Continental Team sein und Straßenrennen der Europe Tour fahren. Wir werden im kommenden Jahr auch näher an den Bahnradsport heranrücken. Ein neues Gesicht hilft uns dabei: Ab Januar 2023 ist der Niederländer Roy Eefting Teil der Maloja Pushbikers. Er ist ein erfahrener Bahnradprofi, mehrfacher nationaler Meister im Omnium und Scratch, Dritter im Scratch bei der EM in München und er gewann bisher drei Medaillen bei Weltmeisterschaften. Mit Roy, Liam Bertazzo und auch Pippo Fortin knüpfen wir an unsere tiefe Leidenschaft für das Bahnradfahren an und stellen bereits in den kommenden Wintermonaten wieder Verbindungen her zu großen Bahnevents in Europa sowie in Australien und Tasmanien. Let the good times rule!
Hallo Roy, du kommst frisch dekoriert mit einer Bronzemedaille der Bahn Weltmeisterschaften in unser Tam. Beschreib uns doch kurz, wie du deine WM Teilnahme in Paris empfunden hast.
Die Weltmeisterschaft ist für mich das größte Rennen des Jahres – ein Rennen, auf das man lange Zeit hinarbeitet. Die Nervosität baut sich auf. Um dann in 15 Minuten wieder vorbei zu sein. Dieses Jahr war ich sehr froh, dass ich mich an meinen Plan halten konnte, ich habe keine großen Fehler gemacht. Und am Ende war die Bronze Medaille im Scratch das Resultat. Man erhofft sich immer noch mehr, aber dieses Jahr konnte ich gut leben mit dem 3. Platz. Das Scratch-Rennen ist für mich die wichtigste Disziplin, es entspricht am meisten meinen Stärken. Madison gefällt mir auch sehr gut, aber ich beherrsche es bisher noch nicht richtig. Das ist eines der Dinge, an denen ich arbeite – wer weiss, vielleicht schaffe ich es im Madison noch zu Nations League Rennen oder mehr.
Du bist auch einer der internationalen Top-Bahnfahrer, die bei der UCI Track Championsleague mit sechs Events in Mallorca, Paris, Berlin und London an den Start gehen. In gewisser Weise ist die Track League die Fortsetzung der Revolution Cycling Series, die die Pushbikers in der Vergangenheit gewinnen konnten.
Bei der Track League starten die besten Bahnfahrer – und es ist immer gut, in einem solchen großen Event anzutreten und zu kämpfen. Auch mit der Live TV Übertragung via Eurosport und anderer TV Sender, die jede der fünf Runden übertragen, ist das eine sehr gute Möglichkeit, um mich der Welt zu zeigen! Leitungstechnisch ist es zwar eine Herausforderung, bei den ganz großen Rennen wie EM und WM gut zu sein und bei der Track League, aber werde mein Bestes geben.
Mein Gesamteindruck der letzten Track League 2021 war super – sie haben es zu einer spektakulären Show gemacht, mit verrückten Lichtshows und wirklich schnellen Rennen. Persönlich habe ich die Konkurrenz zu Beginn etwas unterschätzt. Auf dem Papier hätte es ein Rennen sein müssen, das meinen Stärken genau entspricht – aber in den ersten Runden wollten die Beine nicht das machen, was der Kopf vorhatte. Ich war dann froh, in den letzten Rennen einige gute Ergebnisse einfahren zu können, um der Konkurrenz meinen Stempel aufzudrücken.
Die Bahn ist also dein Steckenpferd – welche Bedeutung hat der Straßenradsport für dich?
Auf der Bahn kann ich mit den welt-besten Fahrern kämpfen, dort kann ich bei der WM um Medaillen fahren. Und das gibt mir viel Motivation und Druck. Mit der Straße habe ich einen eher relaxten Umgang: Straßenradsport gibt mir die Möglichkeit, die Welt zu sehen und unterwegs meinem Hobby nachzugehen. Das heisst aber nicht, dass ich keine Ergebnisse verfolge. Auch auf der Straße möchte ich gerne gewinnen – für mich selbst und fürs Team.
Was sind deine größten sportlichen Erfolge auf der Straße?
Meine zwei Etappen Siege bei der Tour of Quinghai Lake. Und auch auf meinen 2. Platz in der Gesamtwertung der Tour of China (Kat. 2.1) bin ich sehr stolz.
Ein kurzer Blick zurück: wann hat der Radsport für dich so richtig an Bedeutung gewonnen?
Mit zwölf Jahren war ich zunächst Eisschnelläufer – Radfahren habe ich als Training gemacht. Dann ist mir schnell klar geworden, dass ich auf dem Rad besser war und am Radsport auch mehr Spass hatte als beim Eisschnellauf. Ich bin zuerst einfach alleine meine Runden gefahren, aber relativ schnell bin ich dann dem lokalen Radsportverein beigetreten und habe dort trainiert.
Und wie ging es dann weiter, liess sich deine Radsport-Karriere schon früh erahnen?
Bis ich ungefähr 22 war, war ich ein ganz guter Fahrer im nationalen Peloton – ich konnte schon Rennen gewinnen, aber war noch kein richtiger Profi. Damals habe ich das erste Mal Bahnradfahren ausprobiert, und wurde gleich in meinem ersten Jahr nationaler Meister im Omnium und Zweiter bei der U23 Europameisterschaft im Omnium. So wurde ich Teil der holländischen Nationalmannschaft.
Radfahren ist immer eine Mannschaftsportart. Welchen Stellenwert hat Teamgeist für dich?
In meinen Jahren als Radfahrer hatte ich immer die größten Erfolge, wenn ich mit einem Team von Freunden unterwegs war. Wo jeder bereit ist, alles füreinander zu geben. Daher kann ich sagen, dass Teamgeist für mich enorm wichtig ist. Mit Blick auf die Bahn habe ich auch die Zeit sehr genossen, als wir mit der Nationalmannschaft noch in der Mannschaftsverfolgung aktiv waren. Auch wenn wir nicht um die Medaillen gekämpft haben, waren die Verfolgungsrennen, an denen wir teilgenommen haben, und das Miteinnder eine tolle Erfahrung.
Was tust du ausser Radfahren noch gerne?
Ich mag Essen und Kaffee. Gute Restaurants und Cafés finden. Oder auch selbst kochen und guten Kaffee machen.
Du gehörst nicht mehr zu den ganz jungen Fahrern im professionellen Umfeld. Wie siehst du deine Rolle mit Bezug auf den Nachwuchs, die niederländische Nationalmannschaft und darüber hinaus?
Ich weiss, dass ich nicht mehr 15 Jahre meiner Karriere vor mir habe. Aber momentan bin ich immer noch sehr froh, dass ich radfahre und voller Energie. Ich habe auch noch keine Pläne, meine Karriere zu beenden. Ich hoffe, dass ich dem Nachwuchs weiterhin etwas beibringen kann und mit meiner Erfahrung helfen kann. Die wichtigste Lektion ist: viel Freude bei dem zu haben, was man tut.
Welche drei Wörter beschreiben dich?
Unkompliziert, entspannt und vielleicht ein wenig faul.
Willkommen in der Pushbikers Familie!
Photos | Arne Mill/ Frontalvision | privat | Track Champions League | Tour of Quinghai Lake I
Road