„Ich bin mir sicher, dass ich die WM so schnell nicht vergessen werde und immer auf eine tolle Zeit zurückblicken kann.“
Die WM hat für mich eigentlich mit der Deutschen Meisterschaft Bahn in Büttgen begonnen. Ich konnte das Punktefahren mit einer sehr starken Attacke am Ende gewinnen und mir damit ein Ticket für die EM in Anadia /Portugal sichern. Das war das erste große Highlight dieses Jahres – es hat sogar für eine Silbermedaille im 4er gereicht und zum 4. Platz punktgleich mit der 3. im Punktefahren.
Die Nominierung für die Weltmeisterschaft in Israel für mich bedeutet: sehr schnell die spezifische Vorbereitung für die Bahnwettkämpfe beginnen. In der zweiten und dritten Sommerferienwoche hat der ganze WM-Kader dann in Frankfurt/Oder trainiert und noch mal an den letzten Punkten geschliffen, die bei der EM noch nicht so gut funktioniert haben. Ich habe mich auf den Vierer, Punktefahren und Madison (auch wenn ich dafür nur als Ersatz eingeplant war) konzentriert.
Mitt August sind wir alle gemeinsam von Berlin aus nach Tel Aviv geflogen. Knapp eine Woche vorher war das noch auf der Kippe gestanden, da es eine Reisewarnung (nach Anschlägen) für den Gazastreifen gegeben hat; einige Sportlerinnen hatten mit dem Gedanken gespielt, zuhause zu bleiben. Zum Glück hat sich die Lage jedoch beruhigt und wir sind gemeinsam geflogen. Alle zusammen: der Ausdauer- als auch der Sprintkader – mit allen Rädern, Rollen, Massageliegen, Verpflegung und und und… eine ganze Menge und so viel, dass das Flughafenpersonal total überfordert war mit dem Gepäck. In Tel Aviv haben wir dann erfahren, dass gar nicht alle Räder mitgekommen sind, sondern noch in Berlin auf den nächsten Flug warten. Also mussten wir das erste Training mit dem fahren, was da war. Ich hatte zum Glück bereits mein Punkterad und konnte damit schon mal die Bahn anschauen und ein erstes Training fahren. Nach drei Tagen waren endlich alle Räder da und wir haben ein letztes Mal mit vollem Fokus die Mannschaftsverfolgung trainiert. Das hat alles super geklappt – auch das Gefühl auf der halb offenen Bahn war toll.
Mit der Quali im Mannschaftzeitfahren hat dann die WM am 23.08. begonnen. Leider gab es in unserem 4er ein paar technische Probleme, sodass wir nur auf Rang fünf gelandet sind – wir wussten aber, dass wir von der Leistung mindestens aufs Treppchen fahren konnten. Zum Glück hatten wir noch die Chance, uns in der first round wenigstens für das kleine Finale zu qualifizieren, was uns zum Glück auch gelungen ist. Wir sind die zweitschnellste Zeit gefahren und haben alle Hoffnung auf den Finallauf am Abend gesetzt. Meine Familie und Teamkollegen haben das Finale über den Livestream mitverfolgt und mir später erzählt, dass es ein Krimi war, zuzuschauen, da Deutschland laut Livetimimg auf dem 4. Platz gefahren ist – doch glücklicherweise war das nur ein Fehler und tatsächlich haben wie die Bronzemedaille geholt! Das ist natürlich mein größter Erfolg bisher und ich habe mich SO SEHR darüber gefreut.
Die nächsten zwei Tage habe ich mich erholt. Das war auch dringend nötig, denn so langsam waren meine Beine ein wenig kaputt. Am 26. August war dann mein großer Tag. Das Punktefahren stand auf dem Plan, für das ich nominiert war. Leider hat nicht alles funktioniert, wie es funktionieren soll und so bin ich schlussendlich 10. geworden. Ich werde jetzt alles geben, dass ich es nächstes Jahr wieder gutmachen kann.
Den nächsten Tag habe ich zugeschaut und meine Teamkollegen angefeuert. Am letzten Abend haben wir dann ein kleines Fest mit den ganzen anderen Nationen veranstaltet, das ich nie vergessen werde. Es war auf jeden Fall ein toller Abschluss dieser tollen Woche mit der geilsten Stimmung ever!
Auch wenn nicht alles so geklappt hat, wie ich es mir gewünscht habe, bin ich doch sehr zufrieden und glücklich – zum einen über meine Medaille, zum anderen über die tolle Erfahrung und die vielen lustigen Stunden mit dem Team.
Photos | Gilad Kavalerchik | privat I Arne Mill
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